Dabei wurde auch die Aufnahme überlieferter Tanzformen oder gar ein Anstreben des deutschen Nationaltanzes gefördert und angestrebt, so dass die bewusste Förderung und Pflege von traditionellem Tanzgut wiederum eine lange Tradition hat.
Die meisten Volkstanzgruppen tanzen die Volkstänze jedoch vorwiegend, um sie bei bestimmten Gelegenheiten vortanzen zu können. Hierbei bekommt der Tanz eine neue Funktion, die bestimmte Eigengesetzlichkeiten hat. Ob nun eine Gruppe mehr oder weniger authentisch oder stilisierend mit der Tradition umgeht, richtet sich meist nach der Art und dem Selbstverständnis der Gruppenmitglieder. Grundsätzlich sind, wie auch in den anderen Kulturbereichen, verschiedene Formen der Traditionspflege möglich und wurden auch beim Laientanz in der Vergangenheit immer wieder praktiziert.
So ist die heutige Volkstanzpflege in ihrer breitgefächerten Vielfalt durchaus legitimiert.
Die Aufarbeitungsweisen lassen sich in etwa wie folgt kategorisieren:
- reine Traditionsaufnahme: Tänze "original" tanzen, d.h. heute z. B. die schriftlich fixierten Momentaufnhamen aus den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts zu übernhemen.
- Zusammenstellen mehrerer Tänze (nach Überlieferung) zu einer Suite.
- Einbau von Tänzen in Brauchdarstellungen.
- Veränderung oder gar Neuschaffung von Tänzen nach alten Stilmitteln auf überlieferte oder neue Volkstümliche Melodien.
- Verschmelzung der überlieferten Stilmitteln mit modernen und (oder) ausländischen Tanzelementen.
- Choreographische Aufarbeitung für die Bühnenpräsentation u.a. auch mit Elementen aus dem Schau- und Kunsttanzbereich.
Ferner wird sich die Bühnenpräsentation mit ihren Eigengesetzlichkeiten auf die Entwicklung der Volkstanzpflege auswirken. Letztendlich lässt sich aber derzeit noch nicht voll absehen, was für ein "Volkstanz" heute durch die bewusste Pflege in den Volkstanzgruppen schließlich ertanzt wurde und wird.
Brunhilde Miehe